SpielwieseDie Garnelen: Wie ich zu einem Aquarium kam - Spielwiese

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Roman Vilgut

Journalist & Blogger

Die Garnelen: Wie ich zu einem Aquarium kam

Eine Red-Fire-Garnele

Eine Red-Fire-GarneleWenn sich Leute ein Haustier anschaffen, sollte das ein wohl überlegter Schritt sein auf den man sich gut vorbereitet – auch bei Garnelen. Aber oft spielt das Leben halt anders…

Diese kleine Geschichte aus meinem Leben beginnt mit einem Besuch bei unseren Freunden Regina und Erwin. Ihre zweite Tochter, die kleine Johanna, war gerade erst auf die Welt gekommen. Bei dem Besuch zeigte uns Erwin seine Biosphäre, ein komplett autarkes Ökosystem mit Garnelen.

Verena war so fasziniert von dieser kleinen Welt in sich, dass sie beschloss, ebenfalls eine zu kaufen. Es gibt zwei Anbieter dieser Systeme: die teure Variante in Glas und fix-fertig geliefert von Ecosphere und die etwas günstigere Variante von eVivo. Wir haben die günstige Variante genommen. Geliefert wird üblicherweise in zwei Tranchen: Einmal die Kugel und einmal die Garnelen. Die Kugel ist auch ganz normal mit der Post gekommen. Doch die Garnelen mussten persönlich entgegengenommen werden, daher wurden sie zu mir in die Redaktion geliefert.

Erste Enttäuschung

Und Freitag, 14. Oktober, wurden die Tierchen auch wirklich zugestellt. Zuhause angekommen begann dann die Vorbereitung. Voller Vorfreude haben wir die Kugel vorbereitet, destilliertes Wasser mit Salz gemischt, die Kugel wie beschrieben gefüllt. Erst jetzt haben wir das Paket mit den Garnelen geöffnet – nur zu sehen, dass sie alle tot waren. Zerfallen in mehrere Teile schwammen sie im Wasser, das schon ziemlich fischig roch. Also nix wie ins Klo damit.

Die ganze Arbeit umsonst, unsere Enttäuschung war wirklich groß. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht sofort eine Lösung parat hatte: So Garnelen gibt es ja in jedem Aquashop. Unser Ziel: Das „Aquarium Graz“ in der Strauchergasse. Und eine halbe Stunde später schwammen fünf Garnelen in unserer Sphäre herum.

Und das Drama nahm seinen Anfang …

Denn zu der Zeit wussten wir noch nicht (und haben auch nicht im Internet nachgelesen), dass dieses fischig riechende Wasser in dem die Garnelen-Leichen schwammen wichtige Algen und Bakterien enthielt, die Sauerstoff und Nahrung in dem Miniökosystem bereitstellen. Wir hatten gehofft, dass die Nährstoffe im Salzbeutel wären.

Und dann war da die Sache mit dem Wasser. Denn die Garnelen, die für dieses autarke Ökosystem gedacht sind, leben im Salzwasser. In Aquashop haben wir allerdings Süßwassergarnelen gekauft. Später habe ich dann nachgelesen, dass Garnelen hart im Nehmen sind und einige Zeit im Salzwasser überleben können, aber halt nicht auf Dauer. Und so ist uns im Laufe des Wochenendes eine Garnele nach der anderen verendet. Todesursache unbekannt: Aber vermutlich der Mix aus Salzwasser, keine Nahrung und kaum Sauerstoff.

Am Montag lebten nur noch drei Garnelen. Es musste dringend eine Lösung her. Und so ging ich zum Tierschützer mutiert auf die Suche und fand heraus, dass der Fressnapf Mini-Aquarien wie den 10-Liter-Nanocube verkauft.

Die Aktion „Rettet die Garnelen“

Üblicherweise bereiten sich Menschen, die Aquarien kaufen darauf vor. Sie lesen im Internet nach, informieren sich über Wasserqualität, Schadstoffe, Algen und Bakterien. Außerdem lesen sie nach, wie man so ein Aquarium befüllt und bepflanzt. Doch dafür war keine Zeit.

Zuhause angekommen, habe ich dann Bodengrund und Kies ins Aquarium gefüllt, den Filter eingesetzt und Wasser hineingegossen. Das Ergebnis: Eine braune Suppe. Der ganze Boden war aufgewirbelt, weil ich das Aquarium zu schnell gefüllt habe. Anfangs war ich noch zuversichtlich, dass der Filter das schon schaffen wird. Aber am Dienstag musste ich einsehen, dass das nichts wird. Inzwischen war eine weitere Garnele gestorben und das schlechte Gewissen wurde immer größer.

Nach eingehender Internetrecherche wusste ich, was zu tun war. Und Amazon Prime sei dank, hatte ich am Freitag Wasserpflanzen, Deko und einen neuen Filter. Alles war bereit. Bis zu diesem Zeitpunkt hat genau eine Garnele den Trip überlebt. Wir nennen ihn „Survivor“.

Neues Zuhause

Schön vorsichtig habe ich die Pflanzen eingesetzt, die Deko platziert, das Wasser aufbereitet und das Aquarium gefüllt. Im Internet steht, dass man so ein Aquarium erstmal zwei Wochen leer lassen soll, damit sich die Biologie entfalten kann. Diese Zeit hatte der Survivor nicht. Also ging es vom Salzwasser zack zurück ins Süßwasser. Ein bisserl Futter dazu und zumindest eine Garnele war gerettet.

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Doch zurück zum autarken Ökosystem. Wir hatte ja schließlich für lebendige Garnelen bezahlt, daher wollten wir auch lebendige Garnelen. Diese wurden auch am Freitag geliefert – zusammen mit der richtigen Menge Salz. Diesmal war nur eines der Tiere tot. Drei Garnelen haben den Transport überstanden. Wie oben beschrieben, habe ich die Sphäre als befüllt und die Garnelen samt Nährlösung hineingetan, zugeschraubt und fertig. Bis dato scheinen sie sich sehr wohl zu fühlen.

Ökosystem

Der Survivor wiederum war doch sehr alleine in seinem Aquarium. Doch es war noch nicht Zeit für Gesellschaft, das Aquarium brauchte noch Zeit. Zumal ich mit Sorge beobachtete, wie sich ein Teil meiner Deko auflöste. Denn um für echtes Unterwasser-Feeling zu sorgen, habe ich echte Unterwasser-Deko besorgt, Muscheln und Seesterne. Letztere scheinen allerdings nicht wasserfest zu sein. Denn während die Muscheln gerne als Versteck benutzt wurden, zersetzte sich der Seestern immer mehr. Als ich ihn schließlich aus dem Aquarium entfernte, war er nur noch ein Haufen Matsch.

Nach zehn Tagen alleine im Aquarium habe ich dem Survivor ein paar Mitbewohner besorgt – allerdings diesemal bei Zoo Muser, ins Aquarium Graz zu gehen, wäre zu beschämend gewesen. Inzwischen leben in dem kleine Zehn-Liter-Aquarium drei rote Zwerggarnelen, drei blaue Zwerggarnelen, eine schwarze Zwerggarnele und zwei kleine Schnecken. Zusätzlich haben wir drei kleine rote Garnelen in der Sphäre. Unsere Katzen sind fast schon ein bisschen eifersüchtig.

Fertiges Aquarium