SpielwieseMann strickt: Schal, zwei Farben, Vollpatent

Blog author

Roman Vilgut

Journalist & Blogger

Mann strickt: Ganz einfach … Wer´s glaubt …

Zweifärbiger Schal im Patentmuster, SeitenansichtNachdem mein erstes Strick-Werk ein einfacher Glatt/Verkehrt-Schal war, suchte ich nach einer Herausforderung. Und da meine Großmutter mir sehr sehr sehr viel Wolle überlassen hat, konnte ich aus allen Formen, Farben und Mustern wählen. Und ich dachte mir: Wenn schon, dann richtig: Zweifarbiges Vollpatent.

Aber mal eines nach dem anderen. Im Sommer habe ich das Stricken für mich entdeckt. Ein sehr entspannendes Hobby mit sehr schönen Ergebnissen. Das hat natürlich auch meine Großmutter gefreut, die mit ihrer Erfahrung und ihren Strickmaschinen ja auf Profi-Niveau strickt. Sie hat natürlich sehr viel Wolle lagernd und mir einen ganzen Koffer voll geschenkt. Alles sehr hochwertige Garne, die halt meistens auch sehr dünn sind. Und für 2er-Nadeln fühle ich mich noch nicht bereit. Aber unter der Wolle war auch ein Sack mit etwas dickerer Wolle, die für einen ganzen Pullover reichen würde. Die Farben: Antrazit-Grau und Hellblau.

Nach meinem Erstlingswerk wollte ich auch einen Schal für meine Frau stricken – eben mit dieser zweifarbigen Wolle. Ich hab hin und her überlegt, welches Muster ich verwenden sollte und wie ich das anstellen soll. Meine liebe Tante Sandra hat mir dann einen Tipp gegeben. Sie ist eine Profi-Handarbeiterin, die sogar ihre Wolle selber spinnt. Auf der Webseite raverly.com gibt es unzählige Muster und Anleitungen – halt in Englisch. Das ist aber weiters kein Problem – es gibt ja Übersetzungen.

Schön und schwer

Ich hab auch schnell ein Muster gefunden, das mir gefällt. Ein zweifarbiger Schal (Login nötig) im Vollpatent – Brioche auf Englisch. Mit der Anleitung hab ich auf den ersten Blick einmal nichts anfangen können. Erst musste ich mir auf Youtube die Stricktechnik anschauen. Und in allen Videos wird dort erklärt, wie einfach Patent doch ist und wie schön das Ergebnis. Wie hier:

Die ersten vier Versuche musste ich nach den ersten paar Reihen wieder auftrennen. Aber irgendwann hatte ich es. Also machte ich mich ans Werk. Wie schon geschrieben, wollte ich einen Schal für meine Frau machen. Da Frauenschals breiter sind als Männerschals, orientierte ich mich an jenen, die sie schon hat. Also habe ich mal auf einer Rundstricknadel (das ist wichtig) 47 Maschen (Maschenzahl muss ungerade sein) angeschlagen, in hellblau. Dann folgte ich dem Strickmuster, dass ich nun mal auf verständlich erklären will.

Start

Nach der Anschlagreihe braucht man zwei Startreihen. Meine Anschlagreihe war in blau, also musste die erste Startreihe in grau sein.

Also Startreihe mit Farbe 1: Eine Masche ganz normal verkehrt als Randmasche. *Dann wird der Faden über die Nadel geschlagen und die nächste Masche einfach abgehoben. Dann wieder eine verkehrte Masche.* So lange wiederholen bis man bei der letzten Masche ist. Abschließen mit einer verkehrten Masche als Randmasche.

Startreihe Farbe 2: Statt das Arbeitsstück zu wenden, schiebt man einfach alles auf die andere Seite – dort auch der Faden der Farbe 2. Die Randmasche von Farbe 1 einfach abheben. *Danach hat man vor sich eine Masche, über die ein Faden der Farbe 1 geschlagen ist (Patentmasche). Die einfach gerade stricken. Dann wieder den Faden über die Nadel schlagen und die Masche abheben.* Das ganze solange wiederholen bis nur noch die Randmasche der Farbe 1 übrig ist. Diese einfach abheben.

Patent

Jetzt hat man beide Farben auf einer Seite und nun beginnt das eigentliche Patentmuster. Ein Durchgang besteht aus vier Reihen. Für jede Farbe eine gerade und eine verkehrte Reihe.

Helle Reihe im Patentmuster

Wir starten mit einer gerade Reihe der Farbe 1: Eine gerade Masche als Randmasche. *Den Faden um die Nadel schlagen und die nächste Masche abheben. Die Patentmasche gerade stricken.* Das Ganze bis zur letzten Masche wiederholen, die wieder als Randmasche gerade gestrickt wird. Das Strickwerk auf der Rundnadel auf die andere Seite schieben.

Verkehrte Reihe Farbe 2: Die Randmasche der Farbe 1 wird einfach abgehoben. *Die Patentmasche verkehrt stricken. Den Faden um die Nadel schlagen und die nächste Masche abheben.* Das Ganze wiederholen bis man wieder bei der Randmasche der Farbe 1 ist. Diese einfach abheben. Jetzt hat man wieder beide Fäden auf einer Seite. Das Strickwerk wird also gewendet.

Verkehrte Reihe Farbe 1: Eine Randmasche verkehrt stricken. *Den Faden über die Nadel schlagen und die nächste Masche abheben. Die Patentmasche verkehrt stricken.* Das Ganze wiederholen, bis nur noch eine Masche bleibt. Die Randmasche verkehrt stricken. Das Strickwerk wieder auf die andere Seite schieben.

Gerade Reihe Farbe 2: Die Randmasche der Farbe 1 einfach abheben. *Die Patentmasche gerade stricken. Den Faden über die Nadel schlagen und die nächste Masche abheben.* Das Ganze wird wiederholt, bis man wieder bei der Randmasche der Farbe 1 ist. Die einfach abheben.

Dunkle Reihe im Patentmuster

Jetzt kann der Durchgang von vorne beginnen.

Fehleranfällig

Dem/der geübten Stricker/in wird schon beim Durchlesen klar: Einfach ist daran rein gar nix. Doch das wirklich Gemeine ist: Dieses Muster verzeiht keine Fehler. Wenn man bei einem normalen Strickwerk einen Fehler macht, trennt man einfach ein paar Reihen auf und fertig. Nicht so hier. Man muss schon einmal einen ganzen Durchgang auftrennen. Und dann hat man praktisch keine Chance, die Maschen wieder richtig aufzufädeln – mit dem Überschlag auf der richtigen Seite. Das Ergebnis. Ein Faden der anderen Farbe 1 wird auf der Seite der Farbe 2 sichtbar.

Ich hab mich also bei jedem Fehler furchtbar geärgert und hatte über Wochen kein Rezept dagegen. Erst am Ende meiner Arbeit habe ich erkannt, dass man die Fehler mit zwei Hilfsnadeln wieder geradebiegen kann. Wenn die Patentmasche falsch liegt, lässt sie sich nur sehr sehr schwer stricken. Daran merkt man, dass etwas nicht passt. Mit einer Hilfsnadel kann man die Masche umdrehen. Dann stimmt das Muster wieder.

Doch am Schal meiner Frau sieht man leider einige Fehler. Aber das ist immerhin der Beweis: handgemacht.

Schal im zweifarbigen Patentmuster von Vorne

Das nächste Projekt: Die dazu passende Mütze.